Dienstag, 2. Juni 2009

jahresthema "seide" am freilichtmuseum ballenberg

nachdem wir den ersten tag am ballenberg mit herumschlendern, wiedererkennen und "das will ich nochmal sehen" verbracht hatten, hielt der zweite tag echte neuigkeiten für uns bereit.

"seide" ist das jahresthema am schweizer freilichtmuseum, angesiedelt ist der grösste teil der ausstellung im gutshof von novazzano (ti) - dort kann man dann nicht nur von der bedeutung der seidenindustrie für die schweiz im vorvergangenen jahrhundert viel erfahren, sondern auch selber hand anlegen.



morgens um 11 uhr waren wir (beinahe) die einzigen gäste, die an einer führung durch die im entstehen begriffene maulbeerplantage des museums teilnehmen wollten. maulbeerbäume braucht es deshalb, weil der maulbeerspinner, dessen raupen beim einspinnen in den kokon die seide produzieren zwar nicht ausschliesslich, aber doch am liebsten maulbeerblätter fressen - am allerliebsten die des weissen maulbeerbaums.
nur sind die raupen mittlerweile sosehr an die fürsorge der menschen gewöhnt, dass sie nicht mehr selbst auf den baum kriechen, sondern gefüttert werden wollen... und zwar mit klein geschnittenen blättern. dafür bleiben sie dann auch brav an ort und stelle. frau nesi hat uns das alles nicht nur erklärt, sondern auch unsere beiden buben angeleitet, so dass sie die kleinen seidenproduzenten füttern konnten. und einen neuen maulbeerbaum durften sie auch noch pflanzen, denn momentan müssen noch blätter aus dem tessin importiert werden, in zukunft wird sich das aber ändern.

nach dem füttern der raupen haben wir dann erfahren, wie es mit ihnen weitergeht: dass sie sich einspinnen, dass nur ein ganz kleiner teil überleben darf, der dann wieder eier legen kann und dass der grossteil der larven in den kokons getötet wird, denn nur so kann der wertvolle seidenfaden ohne allzuviele "löcher" vom kokon abgewickelt werden. kaum vorstellbar wieviele kokons es etwa für ein seidenkleid braucht und welche mühe es macht, diese von hand abzuhaspeln... zugleich ist der faden unvorstellbar dünn - für mich unbegreiflich, wie man ihn dann weiterverarbeitet am webstuhl. und wie kostbar ein seidenkleid in vorindustrieller zeit gewesen sein muss...



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