Sonntag, 20. Mai 2012

wochenende, verlängert, zum zweiten.

schon wieder ein verlängertes wochenende. und diesmal gleich für alle zusammen. und schon wieder so eine recht besch... wetterprognose. vielleicht ist es das, was wir endlich mal lernen sollten, nicht auf die wetterprognosen zu vertrauen. was wir mit einem verlängerten wochenende im mai anfangen könnten, da hatten wir ja reichlich ideen. vielleicht eine übernachtung im jura, wandern, ein bisschen fluss, ein bisschen see, ein bisschen wiesen und wälder? aber dann war das wetter anfang der woche so kalt und (siehe oben) die wetterprognose zu schlecht, als dass wir das wirklich im voraus planen wollten. schnee in den bergen, nein, das wollten wir uns eigentlich auch nicht mehr antun, nachdem wir ja schon hier unten auf den frühling oder eigentlich schon viel eher den sommer warteten. wenn, ja wenn sich das wetter eines auffahrtswochenendes für würdig erwiesen hätte, ja dann, dann hätten wir vermutlich ohnehin nur gemütliches im-garten-sitzen und ab und zu mal ins freibad radeln angesetzt.
aber da schlummerten in einer schublade ja noch einige rekachecks, zu denen wir im vergangenen jahr ein wenig überraschend gekommen waren. und die idee für einen tag im zug, pardon, in vielen zügen. und die idee, die höchstgelegene bahnstation europas zu besuchen.
(und? hätten sie es gewusst? beworben wird sie ja mit "top of europe", ein etwas verwirrender name, wie sich im laufe des tages noch herausstellen sollte.)

(ehrlichgesagt sind wir ja nur dort hingefahren, weil wir im letzten winter im heimkino mal zwei bergsteigerfilme über die eigernordwand sahen. und das loch, das man durch den berg mit der (eben, ja, der höchstgelegenen bahnstrecke europas) bahn erreichen kann, und das den bergsteigern die rettung hätte bringen können, hatte uns mächtig eindruck gemacht.)


nachdem wir also den feiertag mit einer geocaching-tour mit viel glück verbracht hatten, und den brückentag so wie alle anderen auch mit einkaufen (wobei die autoschlange letztlich länger war als uns der andrang im nördlich gelegenen einkaufsparadies erschien) sassen wir also gestern morgen schon vor acht in unserem ersten zug. wir stiegen im laufe des tages neun oder zehnmal um, auf der hinfahrt in immer kleinere bähnchen, auf der rückfahrt dann logischerweise in immer grössere züge. wir durchreisten innerhalb von fünf stunden drei jahreszeiten (frühsommer, frühling, winter) und legten eine mit dem computer nicht eruierbare anzahl von kilometern an strecke zurück. höhenmeter waren es ziemlich genau dreitausend nach oben und anschliessend wieder dreitausend nach unten. das ging leider nicht an allen ohren ganz spurlos vorüber, aber ich denke, dass sich das heute auch bei den akut katharrischen fällen wieder bessern wird. das wetter war auf der hinfahrt einer langen zugreise angemessen - also nicht zu gut, aber auch nicht wirklich schlecht. bis zur letzten umsteigestation auf der kleinen scheidegg war auch die sicht, nun, nicht gerade sensationell, aber doch einigermassen brauchbar. leider hing dann das jungfraujoch in dichten wolken, nur ein einziger kleiner blick auf den mönch, der kurz aus den wolken auftauchte, war uns vergönnt. allerdings hatten wir bei unserem immerhin fast zwei stunden dauernden aufenthalt in "top of europe" auch nicht das gefühl, dass das so recht die hauptsache einer reise auf das jungfraujoch sei, also die aussicht. denn weitaus mehr raum und auch zeit nimmt dort oben eine runde durch den berg in anspruch. mit rollbändern, aufzügen und teilweise sogar zu fuss machten wir einen "rundgang", wie alle anderen touristen auch. nur dass wir mit sicherheit eine der kürzesten anreisen hatten. die meisten anderen kommen von viel, viel weiter her nach dort oben: japaner, chinesen, koreaner, leute vom indischen subkontinent waren in der überwiegenden überzahl. ein paar wenige familien, die französisch oder englisch sprachen, aber entweder an sprache oder auf der kleidung getragenen emblemen erkennbar auch nicht aus europa kamen. die verkehrssprache, spätestens ab der kleinen scheidegg, eindeutig englisch.
und der rundgang durch den berg absolut wetterunabhängig - sicher, man kommt auch zu zwei aussichtsplattformen, einer auf der sphinx, einer direkt am jungfraujoch, aber wer nicht will, muss nicht raus. was wir auf dem rundgang sahen? vor allem menschen. menschen aus sehr, sehr fernen ländern, die sich dort oben, auf 3454 meter über dem meeresspiegel, wo man schon ein wenig merkt, dass die luft dünner wird und das treppensteigen anstrengender, eine inszenierung des themas berge ansahen. menschen, die mit den wetterverhältnissen auf der verschneiten aussichtsplattform nicht so gut zurechtkamen. menschen, die spätestens auf der fahrt wieder hinunter sehr, sehr erschöpft waren. (der höhenunterschied ist übrigens wirklich recht anstrengend und das eingepferchtsein in einen engen wagon mit starker neigung, der sich fünfzig minuten quälend langsam durch einen in den berg gehauenen felstunnel hinunter... ja was? bewegt? wäre viel zu schwach. rüttelt. vielleicht ... trägt auch nicht gerade zum wohlbefinden bei.)
jedenfalls mussten wir uns auf der kleinen scheidegg dann ein wenig die füsse vertreten und gegen halb vier auch das mitgebrachte mittagessen verzehren. und den aufenthalt im top of europe reflektieren. hier wurden wir dann auch mit einem grandiosen ausblick auf die eigernordwand belohnt. fast ohne wolken im übrigen.

und um noch die sache mit der eigernordwand aufzugreifen: wegen dem blick durch das loch in die eigernordwand an der haltestelle eigerwand hätte es sich mit sicherheit nicht gelohnt. man hat auf der bergfahrt fünf minuten zeit sich an den "view point" zu begeben, hinter grossen fensterscheiben zu stehen - wenn man ein wenig drängelt auch ganz vorne - und fotos zu machen. fensterscheiben schliessen irgendwie nicht nur das wetter aus, sondern auch mit dem wetter die realität des gebirges. 
aber von unten haben wir sie dann noch gesehen, die fenster. und von dort konnte man auch noch einmal die ganze geschichte mit der eigernordwand im kopf revue passieren lassen. und auch wenn ich da viel, viel weiter weg stand als zuvor hinter der scheibe in der nordwand selbst, mir hat es beim anblick dann viel mehr gegraust. historischer katastrophentourismus sozusagen.

die rückfahrt variierten wir ab interlaken und fuhren entlang dem brienzersee richtung brünig und luzern, immer noch bei schönstem wetter und allmählich hatten alle genug vom bahnfahren, spätestens als wir wieder auf vertraute strecken kamen und der nächste halt längst wieder auf schweizerdeutsch angesagt wurde. und ein bisschen fühlte es sich an, als sei man weit, weit weg und lange, lange unterwegs gewesen.

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